Aussagen über das Alter(n): Antworten

Was wissen wir über das Altern?

Hier können Sie Ihre Antworten überprüfen. Unter der Übersicht folgen die Erläuterungen für jede Aussage auf der Basis der Befunde der Berliner Altersstudie. Im Einzelnen werden die Ergebnisse in der BASE-Monografie vorgestellt.

      Richtig      Falsch
1. Die meisten Menschen erhalten zu viele Medikamente. X
2. Die meisten alten Menschen haben eine Krankheit.          X
3. Die meisten alten Menschen fühlen sich krank. X
4. Alte Frauen leben länger und sind deshalb weniger krank.  X
5. Mehr als die Hälfte der hochbetagten Frauen braucht Hilfe beim Baden oder Duschen.          X
6. Die meisten Blutwerte ändern sich nicht im Alter. X
7. Depressionen werden im Alter häufiger.          X
8. Die meisten Menschen über 70 Jahre leiden an einer ernsthaften Beeinträchtigung ihrer geistigen Leistungsfähigkeit.       X
9. Etwa die Hälfte der 90-jährigen und älteren Menschen leidet an einem deutlichen geistigen Abbau (Demenz). X
10. Die meisten alten Menschen erhalten zu viele Psychopharmaka.          X
11. Der Alltag alter Menschen besteht vorwiegend aus Inaktivität und Ausruhen. X
12. Das Thema Sterben und Tod hat bei den meisten alten Menschen hohe Priorität. X
13. Das Gedächtnis wird mit zunehmendem Alter immer schlechter. X
14. Die meisten alten Menschen können nichts Neues mehr lernen. X
15. Die meisten alten Menschen glauben, dass sie ihr Leben nicht mehr selbst bestimmen können. X
16. Nur ganz wenige alte Menschen haben noch ausgeprägte Lebensziele. X
17. Alte Menschen leben vor allem in der Vergangenheit. X
18. Fast alle alten Menschen haben eine vertraute Person, mit der sie über schwierige Probleme sprechen können. X
19. Sehr viele alte Menschen sind arm. X
20. Die Mehrzahl der 95-jährigen und Älteren lebt in Heimen. X
21. Pflegebedürftige alte Menschen in Privathaushalten werden überwiegend von ihren Kindern gepflegt. X
22. Ärmere Menschen sind im Alter kränker, reichere Menschen gesünder. X
23. Frauen, die ihr Leben lang überwiegend Hausfrauen waren, sind im hohen Alter schlechter gestellt als Frauen, die über lange Zeit erwerbstätig waren. X

Erläuterungen

Aussage 1
Die meisten Menschen erhalten zu viele Medikamente — Falsch
92 Prozent der 70-jährigen und älteren Menschen werden zwar mit mindestens einem Medikament behandelt, aber trotz dieser hohen Behandlungsintensität konnte bei etwa 24 Prozent der Probanden eine Untermedikation im Sinne unbehandelter, mittel- bis schwergradiger körperlicher Erkrankungen festgestellt werden. Das Problem der Medika­tion im Alter liegt insgesamt eher in der Qualität, weniger in der Quantität.

Aussage 2
Die meisten alten Menschen haben eine Krankheit — Richtig
Aus medizinischer Sicht lässt sich bei nahezu allen 70-Jährigen und Älteren minde­stens eine Krankheit diagnostizieren. Demgegenüber ist nicht richtig, dass die meisten alten Menschen unter einer ernsthaften Erkrankung leiden. Lebensbedrohliche Krankheiten wurden bei deutlich weniger als der Hälfte (33 Prozent) festgestellt.

Aussage 3
Die meisten alten Menschen fühlen sich krank — Falsch
29 Prozent der 70-jährigen und Älteren beurteilen ihre körperliche Gesundheit allgemein als sehr gut bis gut, 38 Prozent als befriedigend, 33 Prozent als ausreichend oder mangelhaft.

Aussage 4
Alte Frauen leben länger und sind deshalb weniger krank — Falsch
Obwohl Frauen eine höhere Lebenserwartung haben, unterscheiden sie sich im Alter insgesamt nicht wesentlich in ihrer körperlichen Gesundheit von gleichaltrigen Männern.

Aussage 5
Mehr als die Hälfte der hochbetagten Frauen braucht Hilfe beim Baden oder Duschen — Richtig
60 Prozent der 85-jährigen und älteren Frauen sagen, dass sie Hilfe oder Unterstützung beim Baden oder Duschen brauchen. Im Vergleich dazu liegt der entsprechende Prozentanteil bei den gleichaltrigen Männern bei 32 Prozent.

Aussage 6
Die meisten Blutwerte ändern sich nicht im Alter — Richtig
Die Analysen der breitangelegten laborchemischen Blutuntersuchungen zeigen keine wesentlichen Abweichungen von den auch für jüngere Menschen geltenden Normalwerten.

Aussage 7
Depressionen werden im Alter häufiger — Falsch
Die Häufigkeit depressiver Erkrankungen unterscheidet sich zwischen den verschiedenen Altersgruppen zwischen 70 bis über 100 Jahre nicht signifikant.

Aussage 8
Die meisten Menschen über 70 Jahre leiden an einer ernsthaften Beeinträchtigung ihrer geistigen Leistungsfähigkeit — Falsch
Nur etwa 17 Prozent der 70-Jährigen und Älteren haben kognitive Störungen im pathologischen Sinne, nur 14 Prozent vom Ausmaß einer Demenz. Es gibt aber einen allgemeinen Rückgang in der geistigen Leistungsfähigkeit.

Aussage 9
Etwa die Hälfte der 90-jährigen und älteren Menschen leidet an einem deutlichen geistigen Abbau (Demenz) — Richtig
Die Demenzhäufigkeit steigt mit dem Alter stark an. In der Studie wurden in der Altersgruppe von 70 bis 74 Jahren keine Demenzen diagnostiziert, in der Altersgruppe der 90-Jährigen und Älteren dagegen etwa 43 Prozent.

Aussage 10
Die meisten alten Menschen erhalten zu viele Psychopharmaka — Falsch
Zwar nehmen zwei Drittel der alten Menschen psychotrope Pharmaka im weiteren Sinne ein, jedoch wurde in gut einem Drittel der Verordnungen eine Unterdosierung festgestellt, eine Überdosierung wurde überhaupt nicht beobachtet. Eine Untermedikation, das heißt Nichtverordnung von indizierten Medikamenten, wurde bei Demenzen in 4 Prozent, bei Depressionen sogar in 44 Prozent ermittelt.

Aussage 11
Der Alltag alter Menschen besteht vorwiegend aus Inaktivität und Ausruhen — Falsch
Die Rekonstruktion der Tagesabläufe zeigt für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Studie, dass 19 Prozent der Wachzeit mit Ruhephasen verbracht wurden. Bei den 70- bis 84-Jährigen waren es sogar nur 12 Prozent.

Aussage 12
Das Thema Sterben und Tod hat bei den meisten alten Menschen hohe Priorität — Falsch
Bei Vorgabe von zehn Lebensbereichen und -themen gaben 70 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, sich stark oder sehr stark mit dem Wohlergehen ihrer Angehörigen zu beschäftigen, das Thema Sterben und Tod wurde nur von sieben Prozent genannt.

Aussage 13
Das Gedächtnis wird mit zunehmendem Alter immer schlechter — Richtig
Es finden sich beträchtliche negative Zusammenhänge zwischen dem Alter und der Leistung des Gedächtnisses.

Aussage 14
Die meisten alten Menschen können nichts Neues mehr lernen — Falsch
Bis ins hohe Alter hinein sind alte Menschen noch lernfähig, auch wenn die Gedächtnisleistungen schlechter werden.

Aussage 15
Die meisten alten Menschen glauben, dass sie ihr Leben nicht mehr selbst bestimmen können — Falsch
70 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, dass sie das Gefühl haben, ihre Geschicke vor allem selbst beeinflussen zu können.

Aussage 16
Nur ganz wenige alte Menschen haben noch ausgeprägte Lebensziele — Falsch
94 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer entwarfen auf Befragen Zukunftsszenarien, selbst bis ins hohe Alter.

Aussage 17
Alte Menschen leben vor allem in der Vergangenheit — Falsch
40 Prozent gaben an, dass sie meistens über die Gegenwart nachdenken, 30 Prozent berichteten vor allem von Gedanken über die Vergangenheit und 25 Prozent von Gedanken über die Zukunft.

Aussage 18
Fast alle alten Menschen haben eine vertraute Person, mit der sie über schwierige Probleme sprechen können — Falsch
Fast die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gab an, dass sie niemanden haben, mit dem sie über persönliche Probleme reden können.

Aussage 19
Sehr viele alte Menschen sind arm — Falsch
Insgesamt sind das hohe und höhere Alter nicht mit großen finanziellen Benachteiligungen verbunden. Allerdings kann der Einkommensbedarf im hohen Alter auch überproportional steigen, so zum Beispiel für Hilfe im Haushalt und insbesondere bei Pflegebedürftigkeit.

Aussage 20
Die Mehrzahl der 95-Jährigen und Älteren lebt in Heimen — Falsch
Der Prozentsatz liegt im Durchschnitt bei etwa neun Prozent. Allerdings sind 37 Prozent der 95-Jährigen und Älteren Heimbewohner.

Aussage 21
Pflegebedürftige alte Menschen in Privathaushalten werden überwiegend von ihren Kindern gepflegt — Falsch
Es sind in der Regel nicht die Kinder, die ihre Eltern pflegen. Etwa 54 Prozent der hilfs- und pflegebedürftigen alten Menschen haben Kinder in Berlin. Innerhalb dieser Gruppe erhalten nur acht Prozent von ihren Kindern regelmäßige Haushalts-, Einkaufs- und Putzhilfen. Die meisten werden von Ehepartnern oder formellen Hilfs- und Pflegediensten betreut.

Aussage 22
Ärmere Menschen sind im Alter kränker, reichere Menschen gesünder — Falsch
Die Stichprobe zeigte kaum Unterschiede zwischen sozialen Schichten oder Einkommensgruppen im Hinblick auf körperliche und geistige Funktionseinbußen und Krankheitsbefunde.

Aussage 23
Frauen, die ihr Leben lang überwiegend Hausfrauen waren, sind im hohen Alter schlechter gestellt als Frauen, die über lange Zeit erwerbstätig waren — Falsch
Innerhalb der Gruppe der verheirateten und verwitweten Frauen hat die Dauer der Erwerbstätigkeit überraschenderweise keinen Einfluss auf die finanzielle Situation des Haushalts im Alter.


Quellen

Baltes, P. B. (1997). Gegen Vorurteile und Klischees: Die Berliner Altersstudie — Neue Ergebnisse über die Zielgruppe alte Menschen. Häusliche Pflege, 2, 46–51.

Mayer, K. U., Baltes, P. B., Baltes, M. M., Borchelt, M., Delius, J. A. M., Helmchen, H., Linden, M., Smith, J., Staudinger, U. M., & Steinhagen-Thiessen, E. (2010). Wissen über das Alter(n): Eine Zwischenbilanz der Berliner Altersstudie. In U. Lindenberger, J. Smith, K. U. Mayer, & P. B. Baltes (Eds.), Die Berliner Altersstudie (3rd ed., pp. 623–658). Akademie Verlag.

Palmore, E. B. (1988). The facts on aging quiz: A handbook of uses and results. New York: Springer.

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